Musik im SL

Eine kleine Dokumentation zum Umbau der Musikanlage in meinem SL, der sich mehr und mehr zu einem richtigen Projekt verselbstständigte.

 

Winter 2011/12 neben einigen kleineren Reparaturen habe ich mich mal der Musik im SL gewidmet. Gekauft hatte ich meinen SL mit Clarion Radio, VDO Navigationsgerät mit riesigem Display auf einem Schwanenhals und Kofferadio-Sound. Das geht ja mal gar nicht. Noch während der Saison 2011 habe ich gierig alle greifbaren Infos zum Thema aufgesogen. Natürlich auch hotws (Eine musikalische Aufrüstung entseht) und Dudes(Umbau/Radio/Navi/Lautsprecher) Threads, die sehr hilfreich waren.


Zunächst war „ausmisten“ angesagt! Also raus mit dem alten Gerödel. Da die DVD Box des Navis mit massiven Winkelblechen im Handschuhfach befestigt war, wurde auch ein neues Innenfach fällig.

 

Graues Radio mit Lila Anzeige, Schwanenhals Display und ständig springende CDs sind nicht so mein Ding
Alles muss raus, das massiv zersägte Handschuhinnenfach ebenfalls
Der Vorbesitzer hat sich bereits an der Tür versucht...leider. Sitzverstellungselement war mit Silikon eingeklebt. Dann die Hälfte der Türverkleidungsbefestigungen vergessen
Winterquartier, hell, trocken und gemütlich warm. So kann man arbeiten.

1. Welches Radio?

Erste Orientierung habe ich mir bei Holgers Vortrag auf dem Mercedes SL R129 Treffen in Hohenroda geholt. Damals war noch das APS 30 mein Favorit. Geworden ist es dann aber ein Becker Traffic Pro mit gelber Beleuchtung. Das passt recht gut in den SL und bietet über den Mini-ISO Stecker Ausgänge für Subwoofer, Endstufe und MP3 Player. Es steht den Radios von heute kaum nach.

 

Becker Traffic Pro, passt gut in den SL und bietet Anschlüsse für die Endstufe und den Subwoofer

2. Lautsprecher vorne

Hm, ich bin jetzt nicht der Hifi-Freak, was also baue ich in die Türen? Holgers Empfehlung war die Verwendung eines guten 2-Wege-Systems. OK, frag doch mal deinen Kletterkameraden Jürgen Müller. Er betreibt einen Lautsprecher- Onlineshop www.speakers4you.de und baut Hifi-Boxen. Gesagt getan, nach einigen Überlegungen fiel Wahl auf das Monacor/Carpower NEO Set 165. Ausschlagebend war u.a auch die geringe Einbautiefe des Tiefmitteltöners von 45mm und die Neodym-Doppelschwingspule (4 Anschlüsse).


Die Hochtöner passen ohne Probleme in die Einbaupunkte des Amaturenbretts. Um die Tiefmitteltöner in die Kunstoffgehäuse einzubauen war etwas Dremelarbeit notwendig. Hier habe ich die Die Auflagestege um ca 1cm gekürzt. Die neuen Lautsprecher haben einen größeren Lochkreis. Das habe ich mit kleinen Lochblechen ausgeglichen. Das Gehäuse wurde dann noch mit Alubutylstreifen abgedichtet.

 

Hochtöner im Armaturenbrett, kein Problem, Monacor-Carpower NEO Set 165
Lautsprecher hat feste Auflage auf den Stegen
Anpassung der Befestigung mit kleinen Lochblechen
Tiefmitteltöner, 45mm Einbautiefe, etwas Dremelarbeit notwendig

3. Türdämmung

Ein kontroverses Thema. Einige haben sich die Mühe gemacht, die gesamte Innenfläche mit Alubutylfolie zu bekleben.
Ich habe mich gefragt, was das bringen soll. 


1. Eine vollständige Abdichtung der Tür ist ohnehin nicht möglich (Fensterschlitz, Fensterbelüftung usw.)
2. Alubutyl ist als Lautsprecherdämmaterial nicht optimal, es soll vielmehr die Schwingungen des Türblechs verhindern.
3. SL Türen haben doppelt so dickes Blech wie z.B ein Golf 5. Zudem sind Cabriotüren auch noch verstärkt.
4. Der Lautsprecher sitzt in einem eigenen Gehäuse.
5. Durch den Einsatz von Subwoofern werden den Türlautsprechern Frequenzen unterhalb von 80-100 Hz abgetrennt.  Das sollte zusätzlich Vibrationen verringern.

 

Ich habe ein etwa 30x40cm großes Stück zentral in die Innefläche geklebt und zusätzlich „Heißer Tipp“ Alubutyl Klebestreifen 5 cm breit von OBI im Karomuster verklebt. Das Zeug wird zur Dachfensterdichtung verwendet und ist deutlich flexibler als die  Folie. Und billiger ist das Band auch noch. Mit den Klebestreifen wurde noch das Lautsprechergehäuse abgedichtet. Abschließend wurden die Türöffnungen noch zugemacht und die Türverkleidung mit neuen Klipps wieder eingebaut.

 

Passt! Tiefmitteltöner im Originalgehäuse, Neodym-Doppelschwingspule, deshalb 2-Kabel
Einbau Türlautsprecher
Einbau Türlautsprecher, Abdichtung gegen Türverkleidung mit Alubutylfolie

4. Erster Test

Nun war ich echt neugierig, Knarrt was? Wie klingt es?


Zunächst habe ich die Lautprecher direkt an Radio gehängt…Joh der Sound war bereits jetzt um Welten besser als der Kofferradiosound vorher. Die Tiefmitteltöner mit Ihrer Doppelschwingspule bringen das Radio ziemlich schnell ins Schwitzen, also  werden die Frontlautprecher über eine Endstufe gehen. Nun kam Dynamik in die Sache, klare Höhen, trockene Bässe..könnte man schon so lassen. OK, echte Tiefbässe waren natürlich  nicht zu erwarten. Ohne Subwoofer geht da nichts.

 

1. und 2. Soundtest für Türsystem. Einmal direkt am Radio, dann über Endstufe....vielversprechend. Fortsetzung folgt...

5. Endstufe

Hier war die Entscheidung schnell gefallen. Die Monacor HPB-604 sollte es sein. 4-Kanäle, Kanal 3 und 4. werden für die Subwoofer gebrückt. Ungeduldig, habe ich die Endstufe für einen 2. Test provisorisch eingebaut und die Frontlautsprecher angeschlossen. Der Wahnsinn, jetzt wo die Türlautsprecher die Leistung bekommen, für die sie gemacht sind, klingt die Sache nochmal eine Nummer besser. Leichte Knarzgeräusche vom ersten Test waren weg. Also lag es am Radio und nicht am  Lautsprechereinbau. Ist ja auch klar, die Doppelschwingspule hat 2 Ohm und verträgt 2x 100 Watt, zu heftig fürs Radio!

 

6. Subwoofer

Das war wohl die härteste Nuss, denn bei mir sind Notsitze drin. In grenzenlosem Optimismus träumte ich von einer Lösung ohne die Sitze opfern zu müssen. Der Ausbau der Sitze riss mich wieder in die Realität. Das geht wohl nix. Holgers Lösung mit dem selbstgebauten Holzgehäuse ist wirklich die beste und vernüftigste Lösung. Allerdings kann ich mit der Down Fire-Lösung nicht wirklich anfreunden, ist sie doch sehr verlustreich. Das dann die Wanne unter den Subs noch gedämmt wurde ist auch nicht glücklich.

Ich habe mehre Subs gerechnet und bin dann beim Monacor SPH-200CTC hängengeblieben. Er hat Doppelschwingspulen, die parallel geschaltet werden. Die Endstufe ist 2 Ohm stabil und kann das vertragen. Als Gehäuse habe ich Bassreflex und 22L Volumen und eine Tuningfrequenz von 39Hz errechnet . Ein akzeptabler Wert für eine Carhifi-Lösung und SL Bedingungen. Da hier der Sub dann unter seinen Optimalbedingungen läuft, ist die Verlustrate gering. Deshalb sollte auch ein Subwoofer genügen. Bastelstunde mit Pappe und Cutter-Messer war angesagt. Das Ergebnis ist folgendes Gehäuse. Es ermöglicht den senkrechten Einbau der Chassis und bietet genug Platz für das Bassreflex Rohr.

 

Wie man sieht, reicht das Modell nicht komplett bis zur Beifahrerseite. Hier schließt sich ein "Regal" an so dass sich hinten später eine gerade Fläche ergibt. Den Ansatz, die Endstufe in dieses Regal zu verbauen habe ich dann aber verworfen. Die Endstufe wanderte in den Kofferraum, links in die Mulde. Dort steckt sie senkrecht auf einem Brett montiert in einer Art Bajonettverschluss. Man muss nur eine Schraube lösen und kann die Endstufe herausziehen. 

 

Subwoofer Planung, Gehäusemodell (Volumenberechnung, Tuningfrequenz, Bassreflex)
Pappkamerad beim Probeliegen
Bassreflexrohr und Anschluß an das offene Regal
Verstellbare Gummifüsse und Lautsprecher-Anschlußklemmen
Subwoofer Eigenbau mit Monacor SPH-200CTC Bass mit Bassreflex

7. Abschlußarbeiten

Der Subwoofer und das "Regal" wurden miteinander verschraubt und an den original Gurtbefestigungen angeschraubt. Auf der Unterseite des Subs befinden sich Kabelanschluss- Klemmen. Dadurch  behalte ich die Möglichkeit, innerhalb von etwa 10 min. die Rücksitzbank wieder einzubauen.

Verkleidet wurde der Subwoofer oben mit einem kleinen Teppich und von vorne mit Lautschprecher-Abdeckschaumstoff. Beides wurde mit Klettband fixiert und das Regal hinter dem Beifahrersitz bietet eine weitere Ablage. Im Ergebnis liegt das Niveau des Subwoofers etwa 15 cm höher als die Ablage bei einem originalen SL ohne Rückbank.

 

Subwoofer eingebaut und abgedeckt

8. Fazit

Ich bin absolut begeistert und natürlich ein bisschen Stolz, dass das Ergebnis so gut geworden ist. Schließlich bin ich kein HiFi-Experte, der hier sicher noch eine Menge Verbesserungspotential sehen würde.

 

Der Sound ist wirklich fett, vor allem auch wenn das Verdeck offen ist. Hier liegt schließlich die wirkliche Herausforderung. Der Subwoofer kann einem schon heftig ins Kreuz treten, obwohl er mit 20 cm so klein ist. Die Endstufe mit ihren 700 Watt hielt ich zunächst für übertrieben. Heute sehe ich sie als absolut notwendig an. Selbst bei 200 km/h, offen liefert sie noch einen verzerrungsfreien Sound. Allerdings kommt sie dann langsam an Ihre Grenzen.

 

Besonderer  Dank gilt Jürgen Müller von speakers4you.de, der mir mit Rat und Tat beim Bau des Subwoofers geholfen hat und dem ich nicht nur meine HiFi-Anlage anvertraue. Jürgen, wann gehen wir mal wieder klettern?